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  • Hadi, werde auch Du Jugendleiter-In!

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Wir sind die Normalität

Quelle: www.zvw.de

Edanur Baskin ist 20 Jahre alt, die Großeltern sind nach Deutschland eingewandert, sie ist hier geboren, in Murrhardt zur Schule gegangen, hier hat sie das Abitur gemacht und jetzt studiert Edanur in Tübingen islamische Theologie und Anglistik. In ihrem Semester studieren das an der Tübinger Fakultät 26 junge Menschen: vier Männer und 22 Frauen. Edanur will Lehrerin werden und „nicht nur Muslime unterrichten“. Sie will ihre Bildung weitergeben, „nützlich sein für die Gesellschaft“. Die Überraschung kommentiert sie souverän: „Unsere Großeltern kamen als Arbeiter hierher, aber wir sind besser ausgebildet und wollen etwas daraus machen.“

Edanur Baskin ist schon als Kind in der Moschee gewesen. Mit sechs Jahren begann sie den Koran zu lesen, hat hier Freunde gefunden und war vom „liberalen Umfeld total begeistert“. Sie hat sich aber auch immer mit ihren deutschen Freunden außerhalb der Moschee getroffen und dann so „typische Fragen wie die nach dem Fasten oder dem Kopftuch“ beantworten dürfen.

Da lachen ihre Freundinnen und verdrehen ein bisschen die Augen. Aber alle drei sagen auch, dass es ihre Pflicht als gläubige Frau ist, sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen, sich zu bilden und ihr Wissen weiterzugeben.

Cigdem Yilmaz ist 23 Jahre jung und macht ihre zweite Ausbildung zur pharmazeutisch-technischen Assistentin. Sie liebt die Arbeit in der Apotheke, „ich freu mich, wenn ich Menschen helfen kann“, sagt sie. Auch Cigdem kam schon als kleines Mädchen in die Moschee zum Koranunterricht und ist mittlerweile im Mädchenvorstand der Gemeinde. Wie auch ihre Cousine Hilal Kalkan, die 23 Jahre jung ist und eine Ausbildung zur Krankenschwester macht.

Die Murrhardter Mädchengruppe ist bei aller Normalität schon etwas Besonderes. Alle drei jungen Frauen kommen aus aufgeklärten, liberalen Elternhäusern, die offen sind für Bildung und in denen es normal ist, sich für die Gemeinschaft zu engagieren. Birguel Keser ist in der Gemeinde aktiv und arbeitet beim Kreisjugendring. „Die Mädels machen unglaublich viel“, sagt sie und die geben das Kompliment zurück und betonen, dass die Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring enorm wichtig für sie ist.

Edanur Baskin ist zudem noch im neu gegründeten Landesjugendverband der DITIB. Der Landesjugendverband will mitreden bei den Themen, die junge Leute im Land beschäftigen. Sie wollen als Muslime und als Mitbürgerinnen und Mitbürger anerkannt werden, wollen sagen: „Hey, wir sind auch da.“ Es gehe darum, die „Jugend zu gewinnen“, betont Edanur, zeigen, „dass wir nicht schlecht sind“. Alle drei machen in den nächsten Wochen ihre Jugendleiter-Card, die „JuLeiCa“.

Warum wird Religion missbraucht?

In ihrer Moschee und an ihrem Ort wollen sie noch mehr als bisher anderen Jugendlichen helfen, wenn es Probleme in Schule und Ausbildung gibt und auch den christlich-muslimischen Dialog stärken. Aber nicht nur in dem Sinne, wie das bisher meist lief und was unter der Überschrift „Die Moschee lädt ein“ stattfand.

Diese Einladungen wird es immer geben, versprechen die drei Frauen, aber man müsse auch über Formen der Begegnung nachdenken, in denen nicht immer nur die eine Seite fragt und die andere antwortet. „Immer sich erklären und rechtfertigen müssen, auch noch in der dritten Generation, ist mühsam.“

Thema bei den jungen Frauen ist, und das schon seit sie denken können, das Tragen oder Nicht-Tragen eines Kopftuches. Edanur Baskin, die Theologiestudentin, trägt keins, Hilal und Cigdem sind auch nicht bedeckt. Außer zum Beten natürlich. Dass sie kein Kopftuch tragen, heißt aber nicht, dass das immer so bleiben wird, und alle formulieren diesen Satz, über den man gerne lange diskutieren möchte: „Ich bin noch nicht bereit.“ Und sie sagen, dass sie „da hinkommen wollen“.

Nein, die Blicke der anderen fürchten Edanur, Hilal und Cigdem nicht so sehr. Ihnen geht es mehr darum, eine Entscheidung zu treffen, die sie aus eigener Überzeugung tun. Wobei die Vorurteile, die Frauen mit Kopftuch begegnen, „die tun schon weh“, sagt Edanur. Und Birguel Keser merkt an, dass es doch sonderbar sei, dass man den geschorenen Kopf und das Gewand des Buddhisten als Ausdruck seiner Friedfertigkeit ansehe, das Kopftuch oder den Bart des gläubigen Muslims aber nicht.

Die jungen Frauen sind vielleicht auch aufgrund ihrer Geschichte politischer als andere Altersgenossinnen, sie wollen im Gespräch solche Themen diskutieren: Warum wird Religion missbraucht? Warum töten die einen im Namen Allahs und warum setzen die anderen Islam mit Terror gleich?

Ähnlich beim Thema Ehrenmorde. „Es gibt Familiendramen in christlichen Familien und Ehrenmorde in türkischen“, bemerkt Birguel Keser.

Doch die drei sind sich ziemlich sicher: Mit ihrer Arbeit und auch mit ihren Vorbildern können sie Vorurteile aus der Welt schaffen und die „Fragezeichen im Kopf gehen weg“.

Sabine Reichle, vom 28.11.2012
Quelle: Waiblinger Kreiszeitung