Presse: DITIB-Jugend kämpft um Fördermittel

 Taner Beklen, der württembergische Landesvorsitzende des islamischen Jugendverbandes DITIB

Von Marco Krefting, dpa

STUTTGART - Der Nachwuchs der türkisch-islamischen Organisation DITIB kämpft im Südwesten um die Anerkennung als Träger der freien Jugendhilfe. Jedoch lägen einige Hindernisse im Weg und es fehle an Unterstützung auch seitens der Politik, sagte der Vorsitzende des DITIB-Landesjugendverbands Württemberg, Taner Beklen, der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. „Die Forderungen an neu gegründete Jugendverbände sind zu hoch, um sie schnell stemmen zu können“, sagte der 22-Jährige, dessen Verband im März 2012 entstanden ist.

Etablierte Jugendverbände etwa der christlichen Kirchen hätten hauptamtliche Verantwortliche, die sich mit den Formalien auskennen, sagte Beklen. „Wir haben zwar Erwachsenenverbände hinter uns, aber die sind auch nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt, bekommen also auch keine staatliche Förderung.“

Ein weiteres Problem sei, dass die DITIB-Jugendgruppen bei den Landesjugendämtern zu wenig bekannt seien. „Unsere Jugendgruppen sind nicht in Stadt- und Kreisjugendringen vertreten, also nicht auf politischer Ebene präsent“, sagte Beklen. Daher betreibe der Landesvorstand auch in den eigenen Reihen Fort- und Weiterbildungen.

Kommendes Jahr solle der Antrag auf Anerkennung als Träger der freien Jugendhilfe gestellt werden, die Voraussetzung für eine auf Dauer angelegte Förderung ist. Bis wann dieser Antrag durch ist, sei offen. „Vor allem bei muslimischen Jugendverbänden hat man eher die Erfahrung gemacht, dass es dauert und die Anträge unter den Tisch fallen“, sagte Beklen. Von Referenten der Jugendämter hätten sie schon von Skepsis gehört, was die Ausrichtung des Verbands angehe.

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion — die Abkürzung DITIB leitet sich aus dem türkischen Namen ab — zählt zu den größten islamischen Organisationen in Deutschland und gilt als gemäßigt orthodox. Der Landesjugendverband Württemberg vertritt den Angaben nach mehr als 90 Jugendgruppen und rund 37 000 Mitglieder im Alter von 6 bis 27 Jahren. Der badische DITIB-Jugendverband ist laut Beklen jünger und etwas kleiner.

Der 22-Jährige hofft auf Unterstützung von Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD), die den vierten Runden Tisch Islam am Donnerstag (18.4.) unter anderem dem Thema Jugend widmet. „Sie kann sich für die Anerkennung einsetzen und uns mit anderen Jugendverbänden mit Migrationshintergrund zusammenbringen“, nannte Beklen Beispiele.

Zuversichtlicher ist er mit Blick auf die Aufnahme im Landesjugendring, die bereits bei der Vollversammlung in diesem Herbst beschlossen werden könnte. „Der Jugendring ist seit einigen Jahren offener für Migranten“, sagte Beklen. Mit der Mitgliedschaft könnte der Ring Anträge auf finanzielle Unterstützung stellen. „Es gibt zwar immer wieder Förderungen für einzelne Projekte“, sagte Beklen. Diese seien aber etwa wegen der Fahrtkosten schwierig zu koordinieren. „Da ist vor allem Strukturförderung nötig.“

Quelle: www.schwaebische.de
(Erschienen: 17.04.2013, 16:00)